Die Eingewöhnung
Kindertagespflege und bedürfnis- bzw. bindungsorientiert, ein Widerspruch in Sich?
Nein! Weil wir es richtig machen, mit sanfter natürlicher Eingewöhnung.
Die Eingewöhnung ist etwas, das allen Eltern mehr oder weniger Angst macht.
Verständlich! Es läuft doch in der Regel so ab, dass die Eltern eher passiv im Raum sind, die Tagesmutter geht während dieser Zeit immer wieder auf das Kind zu und versucht sein Vertrauen zu gewinnen. Nach mehr oder weniger Stunden und Tagen verlassen dann die Eltern erst kurz den Raum dann schnell für einige Zeit das Haus.
Wenn wir uns aber mal genau anschauen, wie kleine Kinder „ticken“ dann merken wir schnell, dass das nicht der beste Weg ist.
Kinder haben einige Personen in ihrem persönlichen Vertrauensradius, bei denen sie sich wohl und geborgen fühlen. Zu denen haben sie eine Beziehung aufgebaut. Bei diesen Personen können sie ganz sie selbst sein.
In der Regel sind das neben Mama und Papa (den Bindungspersonen), einige enge Freunde, Oma und Opa und vielleicht andere Verwandte. Zu diesen Personen bringen Sie ihr Kind ohne Probleme und das funktioniert auch fast immer reibungslos.
Aber jetzt soll es fremd-betreut werden.
Ein böses Wort und genau darin liegt auch der Fehler.
Die Tagesmutter ist einen Fremde und das wollen, dass MÜSSEN wir ändern.
Ein Kind das hinfällt, schaut, wenn es sich nicht ernsthaft weh getan hat, erst einmal wie seine Bezugsperson reagiert. Erschrickt diese stark, dann fängt meist auch das Kind an zu weinen. Wenn die Bezugsperson aber lächelt und aufhilft, dann wird auch das Kind entsprechend weniger erschüttert sein.
Ein getragener Säugling spiegelt intuitiv die Gefühle desjenigen, der ihn trägt. Wird der tragende Elternteil nervös, wird der Säugling in den Armen unruhig. Sind die Eltern entspannt, dann wird auch das Baby in ihren Armen schlafen.
Was ist also unser Weg um ihr Kind möglichst sanft an seine neue Situation zu gewöhnen?
Wir sorgen dafür, dass Sie sich wohl damit fühlen.
Sie kommen zu mir und bewegen sich wie zu Hause. Ich binde Sie während der Eingewöhnung völlig mit ein in unseren Tagesablauf.
Lange Rede kurzer Sinn: Wir werden SIE eingewöhnen.
Und wie nebenbei, wird auch ihr Kind sich frei bewegen.
Wenn dann der Tag kommt, an dem Sie ihr Kind hier allein zurück lassen, dann werde ich nicht mehr die Fremde sein, die es betreut, sondern einfach eine neue Bindungsperson in seinem Vertrauensradius.
Dafür nehmen wir uns viel Zeit. (Das Tempo und den Fahrplan bestimmt das Kind)
Die erste Woche kommen Sie mit ihrem Kind zur normalen Betreuungszeit.
Es macht von Anfang an hier den späteren Tagesablauf mit. Sie werden die ganze Zeit ganz nah bei ihm sein.
Während dieser Zeit geben wir dem Kind die Chance sich in aller Ruhe umzuschauen und zu orientieren. Es findet kein gezieltes Angebot statt.
Normalerweise nehmen Kinder recht schnell von sich aus Kontakt auf. Sollte das nicht der Fall sein, gebe ich dem Kind viel Zeit. Erst zum Ende der ersten Woche werde ich von mir aus Kontakt zum Kind suchen und aktiv auf es zugehen.
Wenn das Kind sich auf mich einlassen kann, dann starten wir in der zweiten Woche
damit, dass Sie sich nur noch am Rande aufhalten. Allen Aufforderungen den Kindes komme ich nach, so als wenn es allein bei mir wäre.
Sie dürfen einen Kaffee trinken währen der Zeit, aber Ihre Aufmerksamkeit sollte dabei bei uns sein (kein Handy o.ä.), denn wenn das Kind Ihren Blick sucht ist ein aufmunterndes wohlwollendes Lächeln ein Beweis für das Kind, dass Sie mit allem einverstanden sind.
So kann es sich gut einlassen.
Sie bleiben natürlich ansprechbar für Ihr Kind, ziehen sich dann aber immer wieder zurück. Kleinere Abwesenheiten, zum Beispiel auf die Toilette oder „etwas aus dem Auto holen“ lassen uns erkennen, wie das Kind auf eine Trennung reagieren wird.
Am 2. spätestens am dritten Tag dieser Woche starten wir den ersten Trennungsversuch.
Bei der Trennung ist es hilfreich, ein Ritual zu nutzen. Immer die gleichen Worte sagen und immer die gleichen Gesten nutzen. Aber es sollte in jedem Fall schnell gehen.
Abschiedsschmerz ist in Ordnung und darf auch durch Tränen ausgedrückt werden.
Entscheidend ist, ob Ihr Kind mich als Trostspenderin akzeptiert und sich dann anderen Dingen zuwenden kann.
Während der Trennungsphasen in der gesamten Eingewöhnungszeit bleiben Sie in der Nähe und sind jederzeit abrufbar. Das Kind muss spüren, dass Sie verlässlich wiederkommen.
Je nachdem wie gut die Trennung klappt werden wir die Zeit langsam ausdehnen, bis wir auf dem Betreuungszeitniveau angelangt sind.
Wir erkennen, ob die Eingewöhnung erfolgreich war, wenn das Kind sich hier frei bewegt, spielt, mich als Bezugsperson akzeptiert hat, am Essen teilnehmen kann und, als letzter Step, auch der Mittagsschlaf möglich ist.
Dafür brauchen wir ca. 4 Wochen, in Einzelfällen kann es schneller gehen oder länger dauern. Wir nehmen uns genau so viel Zeit wie nötig ist.
Sollte sich jedoch herausstellen, dass es nach acht Wochen keinen Fortschritt gibt, müssen sich beide Seiten eingestehen, dass das Kind eventuell noch nicht für eine Betreuung bei mir bereit ist und wir werden, zum Wohle des Kindes, die Eingewöhnung beenden.